Eimerliste

Ich verstehe das mit dieser sogenannten Bucket List nicht. Warum packen Leute kleine Zettel, wo Dinge drauf stehen, die sie noch machen wollen bevor sie sterben, in Eimer?

Wann fängt man mit diesen Zetteln an? Wird man da irgendwie bewertet nach, wenn man in den Himmel kommt?

“Aaaaach, Herr Garbor, ich sehe gerade, Sie haben noch 17 Zettel im Eimer! Da können sie leider nicht reinkommen. Sorry, echt.”

“Ja, aber… ich bin ja jetzt tot! Wie soll ich denn die 17 Zettel jetzt noch abarbeiten?”

“Na, dass hätten Sie sich n bisschen früher überlegen müssen. Tschauuuuiiii.”

Und was soll das für ein Eimer sein? Mein Eimer ist zum Putzen, da passen 10 Liter rein. Wenn ich jetzt nen handelsüblichen Kugelschreiber nehme und da beispielsweise “Fallschirmspringen” auf ein Stück Papier schreibe, das Ding falte und in den Eimer werfe – dann passen locker 100 Zettel in den Eimer.

Und wenn ich auf 100 Zettel komme, kommt da nicht unfassbar viel unwichtiger oder total übertriebener Krams drauf? Stellt euch mal vor: Ihr habt den Eimer jetzt, der ist halbvoll und nach Jahren guckt ihr da mal wieder ein. Wie geht mann dann vor? Nimmt man sich alle 6 Wochen was raus und erledigt das dann?

Fangen wir zum Beispiel mit dem Fallschirmsprung an: Googeln, Anbieter raussuchen, Datum festlegen, Kreditkartendaten eingeben, kurz zögern, weil ‘ist ja schon viel Geld und wer weiß, ob ich im April nicht krank bin’, aber dann doch klicken – der Zettel liegt ja mahnend vor dir – und buchen. Zack! Schon ist der Eimer etwas leichter und du hast 199 EUR für die Erfüllung deiner Träume ausgegeben. Na, ich weiß ja nicht. Wenn das so leicht geht, warum erst nen Zettel in den Eimer werfen?

Was aber, wenn es aber so richtig große, schwere Dinge sind? Nochmal als Zivilist nach Afghanistan gehen, wo du vor 8 Jahren mit deiner Einheit stationiert warst und da eine Schule für durch den Krieg versehrte Kinder aufbauen? Leider Du bist nach der Zeit bei der Armee aber leider nicht mehr ganz so gut bei der Sache und hast ein klitzekleines Problem mit dem Trinken, 14.000 EUR Schulden und n Eintrag bei der Schufa. Der Zettel liegt da seit mittlerweile 7 Jahren. Und dann? Bleibt da eine unendliche schwere Last ein deinem im Eimer?

Sind dies Dinge auf den Zetteln und Eimer dieser Welt eigentlich Wünsche, Ziele, OKRs, Smart Goals oder einfach Träume und Hirngespinnste?

Und warum willst du in den Regenwald? Eine Weltreise machen? Einen 69er Camaro haben? Ich finde all diese Dinge nicht falsch, das meine ich nicht. Manchmal befürchte ich nur, wir verstecken uns hinter großen Wünschen, anstatt das wir anfangen Dinge in die Tat umzusetzen. Wie wird aus ‘ach das wäre ja toll’ denn ‘ich geh das jetzt an’? Oder muss das überhaupt sein? Sind diese Zettel schlichtweg grandiose Inspiration?

Vielleicht reichen ja die Zettel auch, um darüber nachzudenken, warum man etwas will und wofür das steht?

Ich geh mir mal nen größeren Eimer kaufen.

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