Benjamin Apfelbaum schreibt über Garbor, den Dünnen und wie es möglich ist, sich gleichzeitig zu viele und zu wenig Gedanken zu machen.
Herbsteskalation
Heute morgen rausgefunden, dass Scott Hutchinson sich umgebracht hat. Hab im letzten Winter noch geschmunzelt darüber, dass das aktuelle Album ‚Painting of a Panic Attack‘ heißt.
Heute ist das Lachen belegt, aber die Blätter an den Bäumen funkeln wie ein warmes, einladendes Feuer. Herbst also. Hätte ja keiner gedacht, dass das wieder passiert.
Zwischen Wolfsburg und Spandau
„Ey, Dünner. Ich hab n Fehler gemacht.“
„Tatsache? Das tut mir leid!“
„Wirklich?“
„Nicht wirklich, nein. Aber ich habe mir vorgenommen, dass ich es mal mit Empathie und motivierender Gesprächsführung versuchen könnte.“
„Warum das denn?“
„Weil ungefilterte Ehrlichkeit nicht so geil ankommt bei Menschen.”
Klappentext
Versuch mal einen Klappentext für ein Buch zu schreiben, das es nicht gibt, damit es dir leichter fällt das Buch zu schreiben. Das Henne-Ei-Problem wird zur Schreibblockade.
Ist ja nicht so, als hätte ich keine Ideen. Ich habe physische Probleme die Finger auf die Tastatur zu bekommen, als wären da zwei gleiche Pole von nem Mageneten. Wie sich das schon anhört, ey. Was für eine Hirni-Ausreden-Scheisse.
Wechselgeld
„Zwei Karten, bitte.“
„Ermäßigt?“
„Nein, Erwachsene. Bitte.“
„Hahah, lustig. Macht 16 Euro.“
„Äh, ja. Hier.“
„Wir nehmen leider nur Scheine.“
„Wie bitte?“
„Nur Scheine. Wir nehmen keine Münzen.“
„Wie soll denn das gehen bei 16 Euro?“
„Tja. Nicht mein Problem.“
Hotelbars
Neben mir eine Schwedin, irgendwas zwischen 40 und 70, die, mit schwerem Rotwein und einer ganz leichten Botox-Fahne bewaffnet, beim facetimen (was ein Wort, ey) zwischen aufgeregtem Heulen und hysterischem Lachen wechselt.
Gegenüber sitzen ein Typ mit Man-Bun (noch so’n Wort) und sein Buddy mit Button-Down und ganz leichter Idee von ausgehendem Haupthaar, die darüber sprechen, dass das Verhalten des Kunden vollkommen inakzeptabel ist.
Grenzerfahrung light
Garbor saß im Hotelrestaurant, kaute auf seinem Entrecôte und blickte den Dünnen nachdenklich an.
„Hast du von diesem Artikel gehört, in dem der Autor gegen diesen ganzen gesunden Lifestyle plädiert? Das es wichtig ist, gelegentlich Zerfall, Alkohol und so zu zelebrieren, um die eigenen Grenzen zu finden?“
Wagen 5, Platz 35
„Willkommen im ICE nach Hamburg, wo es heute ganz leicht nach Döner und Aufbruchsstimmung riecht. Wir werden unser Ziel heute voraussichtlich erreichen. Machen sie es sich gemütlich, rauchen sie so viel es geht — Ich habe eine Wette mit den Jungs aus Wagen 4 am laufen… Danke!“
Montag, oder die Abkehr von der Traditionsarchitektur.
Garbor saß am Eingang der Pagode und aß Erdnüsse. Er hatte eine origamifarbene Leinenhose an. Die Schuhe lagen neben ihm im Staub. Er blickte auf das Tanto in seiner linken Hand, legte es auf die Steinmauer zu seiner linken und nestelte eine Zigarette aus dem Softpack hervor.
“Ich schreibe lediglich, um herauszufinden, was ich denke, was ich anschaue, was ich sehe und was es bedeutet. Was ich will und wovor ich mich fürchte.”
— Joan Didion